Karl-Heinz Kretzschmar (Leipzig):
Die Grabstätten der Familie B. G. Teubner in Leipzig
 


Benedictus Gotthelf Teubner
(1784-1856) / [5]
 


1821 erbautes Teubner-Haus am
späteren Augustusplatz / [5]
 


Richard Teubner
(1817-1841) / [5]
 


1. Alter Johannisfriedhof (ehemalige Abteilung I / Erbbegräbnis 67 / Wandstelle)


Der Alte Johannisfriedhof ist die älteste kommunale Begräbnisstätte der Stadt Leipzig. Die
Stelle „Erbbegräbnis 67“ kaufte Benedikt Gotthelf Teubner (
* 16. Juni 1784 in Großkraußnigk i. d.
Niederlausitz,
21. Januar 1856 in Leipzig) am 19. Oktober 1841. Er ist als namhafter Typograph,
Buchdrucker und Buchhändler bekannt, der 1811 die Weinedelsche Buchdruckerei in Leipzig
erworben hatte; sein Verlagsgeschäft besteht seit 1824.

Beigesetzt wurde hier 1841 sein 1817 geborener Sohn Richard Teubner, der am 7. Oktober 1841
„in einem Augenblick tiefer Schwermut“ aus dem Leben gegangen war. [2], [3]

Bereits am 31. August 1852 hatte B. G. Teubner diesen Platz gegen die Stelle 85, II, N.J. (Neuer
Johannisfriedhof
) an den Rat der Stadt Leipzig abgetreten. [2] Grund dafür waren die ab 1847
begonnenen städtebaulichen Veränderungen in dem Raum um die Johanniskirche mit der
Einebnung des ältesten Friedhofsareals von 1536, der weitere Teile der I. Abteilung am
Täubchenweg folgten. Dieser wurde 1883 verbreitert und die Friedhofsmauer mit den Wandstellen
abgebrochen. Schon vorher hatten viele Besitzer von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, auf dem
Neuen Johannisfriedhof Ersatz zu beantragen.

Die Teilnahme bei B. G. Teubners Begräbnis war groß. Der Verleger Heinrich Brockhaus (1804-1874 /
Sohn von Teubners Freund F. A. Brockhaus) schrieb in sein Tagebuch: „24. Jan. 1856. Wir begruben
heute den alten Teubner, der bis vor kurzem in seltener Kraft und Frische sich erhalten hat, dann aber
einem höchst schmerzhaften Magenleiden nach schwerem Kampfe unterlegen ist. Ich mochte bei
dem Begräbniß nicht fehlen, blieb auf dem Kirchhof trotz des ungünstigen Wetters, trotz Regen und
Sturm, und hörte mit Theilnahme und innerer Bewegung einen der Schwiegersöhne Teubners, dann
Großmann [Theologe] und Ahlfeld [Theologe] sprechen ... Teubner gehörte eigentlich zu meinen
ältesten Bekannten in Leipzig, denn als ich 1816 als Knabe nach Leipzig kam, ging ich schon zu ihm,
da wir ja damals sehr liiert mit ihm waren ... “. [3]
 


Alter Johannisfriedhof Leipzig: Plan um 1844 / [1] / B. G. Teubner
 

 

 
Alter Johannisfriedhof Leipzig: Plan oben um 1860 / [2]; unten um 1980 / [4] / B. G. Teubner
 



2. Neuer Johannisfriedhof (
ehemalige Abteilung II / Wandstelle 85)


Der Neue Johannisfriedhof – der heutige Friedenspark an der Linnéstraße – wurde
als zweiter
städtischer Friedhof 1846 seiner Bestimmung übergeben, da der seit 1536 bestehende Alte
Johannisfriedhof nicht mehr erweiterungsfähig war und schließlich 1883 für Bestattungen gänzlich
geschlossen wurde.

B. G. Teubners Angehörige hatten sich für die Umbettung in die II. Abteilung des Neuen
Johannisfriedhofes entschieden und die im Nordwestteil an der Trennmauer zur benachbarten
Abteilung III gelegene Wandstelle 85 gewählt. Die neogotische Grabwand mit den Angaben zu
Benedictus Gotthelf Teubner und seiner 1861 verstorbenen Frau Julia war flankiert von zwei Tafeln
mit den Namen weiterer beigesetzter Familienmitglieder.

Der städtische Generalbebauungsplan, erarbeitet  auf der Grundlage eines im Jahre 1968
gefassten Politbürobeschlusses des ZK der SED, sah nach 1970 die Umwandlung des Neuen
Johannisfriedhofes in einen Sport- und Erholungspark für die Leipziger Studenten vor. Wegen der
stadtgeschichtlichen Bedeutung der Teubnerschen Grabstelle wurde in diesem Zusammenhang
vorgeschlagen, deren Mittelteil mit Tafel und Wappen zu erhalten und zusammen mit anderen
Grabmalen auf eine Sammelanlage des Alten Johannisfriedhofs umzusetzen, da ab 1. Januar 1951
auf dem Neuen Johannisfriedhof ebenfalls keine Beisetzungen mehr erfolgen konnten und man ihn
ab 31. Dezember 1970 für die Öffentlichkeit gesperrt hatte ...

Vor der Beräumung wählten Denkmalpfleger ca. 120 bedeutende Grabmale zur Überführung aus,
welche dann jedoch auf den Alten Johannisfriedhof 23 Jahre unter freiem Himmel lagern mussten.
Durch unsachgemäßen Transport, durch Verwitterung, Korrosion, Diebstahl und Vandalismus
konnten 1991 nur noch 58 der überführten Grabmale bzw. Teile von ihnen in einem Lapidarium im
Alten Johannisfriedhof wieder aufgestellt werden.

 
oben:
Neuer Johannisfriedhof Leipzig,
Abteilung II, Wandstelle 85,
Foto: 1964 / [4]
 
 

 
links: um 1925 / [4] / B. G. Teubner
 

 

3. Alter Johannisfriedhof (Lapidarium / Grabmalfragment 55)


Die leider nur noch fragmentarisch erhaltenen Teile des Teubnerschen Grabmales, das untere
Mittelstück und die beiden Namenstafeln, sind zusammen mit anderen geborgenen Stücken nach
mehrjährigen Gestaltungs- und Restaurierungsarbeiten im Südostteil des unter Denkmalschutz
stehenden ehemaligen Friedhofes (Alter Johannisfriedhof) seit 1995 wieder der Öffentlichkeit
zugänglich und vom Eingang Prager Straße leicht zu erreichen. Auf den genauen Standort weist
dort eine der aufgestellten Informationstafeln hin.

 
Alter Johannisfriedhof Leipzig, Lapidarium, Fotos: 2002 / [4] /
B. G. Teubner: 55
 

Quellen:

[1] Heinlein, Heinrich (Hrsg.): Der Friedhof zu Leipzig in seiner jetzigen Gestalt oder vollständige Sammlung aller
     Inschriften auf den ältesten und neuesten Denkmälern daselbst. Leipzig: Selbstverlag 1844.
[2] Benndorf, Paul: Der Alte Johannisfriedhof in Leipzig. Leipzig: H. Haessel Verlag 1922, S. 56.

[3] Schulze, Friedrich (Hrsg.): B. G. Teubner 1811-1911. Geschichte der Firma in deren Auftrag. Leipzig: Teubner-Verlag 1911.

[4] Archiv Karl-Heinz Kretzschmar (Beauftragter für Denkmalpflege).
[5] Archiv der Stiftung Benedictus Gotthelf Teubner Leipzig / Dresden / Berlin / Stuttgart.
[6] Leipziger Volkszeitung vom 13.09.2006.

 



Karl-Heinz Kretzschmar
Leipzig, 2006
  


Aus: Leipziger Volkszeitung / [6]
 


Leipziger Denkmale. Sax-Verlag 1998, 2009.

(Quelle:
Karl-Heinz Kretzschmar, Leipzig, Beauftragter für Denkmalpflege /
Archiv der Stiftung Benedictus Gotthelf Teubner Leipzig / Dresden / Berlin / Stuttgart)

 Erstveröffentlichung online am 21.02.2010 unter www.teubner-stiftung.eu

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21.02.2010: 
Vierter Teubner-Förderpreis verliehen ...

21.02.2010 / Erstveröffentlichung online:
www.teubner-stiftung.eu/boersenblatt-1835-1985-2010.htm


21.02.2010 / Erstveröffentlichung online:
www.teubner-stiftung.eu/stolz-werner-grimsehl-kohlrausch-und-b-g-teubner.htm


21.02.2010:  www.weiss-leipzig.de/starthilfen-aus-leipzig-titelliste.htm

 Siehe auch:   Erster Teubner-Förderpreis der Teubner-Stiftung in Leipzig 2004 ...

www.teubner-stiftung.eu/presse-2009.pdf


 Januar 2010 / 175 Jahre Börsenblatt:
  www.teubner-stiftung.eu/boersenblatt.htm

01.01.2010: www.eagle-leipzig.de/035-weiss-boersenblatt.htm


www.teubner-stiftung.eu/presse-2009.pdf

 Januar 2010 / Börsenblatt:    www.teubner-stiftung.eu/boersenblatt.htm

2010: www.eagle-leipzig.de/035-weiss-boersenblatt.htm

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B. G. Teubner an seinen Freund F. A. Brockhaus (1817): "Nur hier in Leipzig sind Sie auf Ihrem Platze ..." ...

 Siehe auch:   www.stiftung-teubner-leipzig.de/teubner-und-brockhaus.htm

 Siehe auch:   Leipzig ...
 
Über die engen verwandtschaftlichen Beziehungen der Familien Adam Ries und B. G. Teubner siehe ...

www.eagle-leipzig.de/adam-ries.htm

Teubner-Stiftung / Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Stiftung_Benedictus_Gotthelf_Teubner

Adam Ries / Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Adam_Ries

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 Seite aktualisiert / erweitert:  
 
21.02.2010.
Seite eröffnet: Leipzig, 21.02.2010.


  © Stiftung Benedictus Gotthelf Teubner Leipzig / Dresden / Berlin / Stuttgart 2010.


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